INNOVATOR: Wie sich das Secondhand-Denken in der Schweiz entwickelt
GEBRAUCHT IST DAS NEUE NEU. Mehreren Faktoren haben den Online-Handel von Gebrauchtwaren in den letzten Jahren beflügelt. Francesco Vass, CEO von Ricardo, erzählt im Interview mit The Red Bulletin INNOVATOR, wie sich das Secondhand-Denken in der Schweiz entwickelt.
Mit dem CEO des Online-Marktplatzes Ricardo zu reden fühlt sich ein bisschen an wie ein Blick in die Konsumseele der Schweiz – Francesco Vass weiss, welche Fehlkäufe wir getätigt haben, wann wir am liebsten online shoppen, welches Statussymbol wir uns insgeheim wünschen und welche Sneakers nun wirklich gar niemand mehr haben will. Der 48-Jährige ist Luganese, lebt aber seit seinem Studium der Elektrotechnik an der ETH in Zürich. Vor seinem Wechsel zu Ricardo 2018 war der zweifache Familienvater bei tutti.ch.
Auf die Frage, was es mit ihm und Secondhand genau auf sich hat, ob er vielleicht die Kleider der älteren Brüder auftragen musste und so zum Thema kam, lacht Vass: «Nein, ich habe eine jüngere Schwester, die Kleider hätten mir nicht gepasst. Ehrlicherweise haben mich mehr Grösse und Möglichkeiten der Plattformen gereizt.» Und genau dort tut sich im Moment so viel: Ricardo ist auf rasantem Wachstumskurs.
Es ist ein Perfect Storm aus mehreren Faktoren, der den Onlinehandel von Gebrauchtwaren in den letzten Jahren beflügelt hat: einerseits die gestiegene Awareness in Sachen Nachhaltigkeit, die Zeiten der Lockdowns mit Entrümpel-Aktionen und gleichzeitigen Lieferengpässen traditioneller Onlineshops – und natürlich eine stetige Verbesserung des Nutzerinnen- und-Nutzer-Erlebnisses auf der Plattform. Vass selber ist, wie er sagt, ein «Nutzer der ersten Stunde» bei Ricardo, seit 2001 ist er registriert.